Mein Aufenthalt in Kanada

Erfahrungsbericht von Jessica SorgeBritish Columbia

Bevor ich mit meinen Bericht über Kanada beginne, muss ich sagen, dass die Entscheidung, nach Kanada zu gehen, eine der besten war, die ich je getroffen habe. Kanada ist ein wunderschönes Land mit einer unglaublich schönen Landschaft.

Ich war in Saanichton, was in der Nähe von Victoria liegt, auf Vancouver Island in British Columbia. Ein Kanadier hat mir mal gesagt, dass British Columbia der schönste Teil von Kanada ist, da es dort alle Arten von Landschaften gibt. Angefangen bei endlosen Stränden bei Tofino, über die bewaldeten Saltspring- Inseln, bis zu den Olympic Mountains in Whistler. Es war jeden Morgen unglaublich für mich, von meiner Bushaltestelle aus den Pazifik und die Berge sehen zu können! Das Wetter ist dort sehr angenehm, da es dort kaum schneit und milde Temperaturen herrschen. Ich habe ziemlich zentral gewohnt, sodass ich in zwei Minuten die Bushaltstelle erreichen konnte, von wo ich nach Victoria-Downtown, Sidney und zu meiner Schule fahren konnte. Außerdem befanden sich in der Nähe unseres Hauses ein Coffee Shop, eine Tankstelle, ein Baumarkt, ein Diner, ein Pizzaladen, ein Shoppers Drugmart und ein Thrifty’s Food. Zwanzig Minuten zu Fuß oder acht Minuten mit dem Bus entfernt befand sich meine Schule, die Stelly’s Secondary School. Stelly’s ist so ziemlich die größte und coolste Schule auf der Halbinsel Saanich mit einer riesigen fünfstöckigen Kletterhalle, was ein Grund für viele internationale Schüler ist, diese Schule zu besuchen. Ich war so aufgeregt vor meinem ersten Schultag. Die Schule ist so riesig, weil sie nur ein Stockwerk hat, jedoch aber 1.200 Schüler, wovon ungefähr 100 internationale Schüler sind. Die ausländischen Schüler kommen zu meist aus China, Brasilien, Lateinamerika (meistens Mexiko), Deutschland und vereinzelt aus Japan und Österreich. Kanadier waren besonders nett zu den Ausländern, was glaube ich daran lag, dass wir sowas wie den Ausländerbonus hatten.

02 Hinflug

Meine Gastmutter hat mich am ersten Schultag zur Schule gefahren. In der Bibliothek sollten sich alle neueingetroffenen Internationals treffen. Ein Glück saß an meinem Tisch auch ein Deutscher, Matthias, mit dem ich sofort ins Gespräch kam. Nach dem wir begrüßt wurden, bekamen wir unsere Stundenpläne. Ich glaube keiner war mit seinem Stundenplan zufrieden, sodass man in der ersten Woche keinen Termin bei der Verantwortlichen bekommen konnte, da jeder etwas ändern wollte. Das Angebot an Fächern war auch überwältigend. Von Health Science über Food classes zu Psychologie und Japanisch. Man konnte aber auch Handarbeitsfächer belegen wie Wood work oder Metal work. Nach langen hin und her habe ich es geschafft mit meiner Freundin Marlies in French Immersion zu kommen. Es war einmal interessant, den Quebecois-Akzent zuhören. Unsere French Immersion Lehrerin war etwas verrückt, jedoch war der Unterricht interessant. Jeder unserer Französisch-Klasse musste an dem Concours Orale teilnehmen, wo wir in einer dreiminütigen Präsentation ein Thema in Französisch vorstellen mussten.

 

Kanadier sind die freundlichsten Menschen, die ich je getroffen habe. Jeder hilft dir, wenn du Fragen hast oder wenn du dich verlaufen hast. Selbst wenn du zu spät kommst, nehmen sie dir das nicht übel. Wenn du in einen Kanadier hineinläufst oder ihm auf den Fuß trittst, entschuldigt er sich. Am Anfang fühlte ich mich noch sehr unsicher in meinen Kursen, erst nach einiger Zeit hatte man sich an die englische Sprache gewöhnt und einige Freunde gefunden. In meiner ersten Woche in Kanada hatte meine Englischlehrerin die glorreiche Idee einen Aufsatz zu schreiben, um unsere Schreibkompetenzen festzustellen. An dem Tag habe ich mein Schließfach nicht aufbekommen und bin ungefähr eine halbe Stunde zu spät gekommen, jedoch wurde mir die Tür aufgemacht, mir ein Stück Papier und ein Stift gegeben. Nach 5 Tagen habe ich endlich herausgefunden, wie ich mein Schließfach innerhalb von einer Minute öffnen kann. Das Schöne an unserer Schule war, dass wir immer mal Motto-Tage (z.B. Bright and Tight Day), soziale Tage (z.B. Pink-Anti-Bullying-Day) und Schulveranstaltungen (Glow Dance oder Sporttuniere) hatten. Nicht nur die Schüler haben sich an diesen Veranstaltungen beteiligt, auch die Lehrer haben die sozialen Projekte unterstützt.

03 Anti-bullying-pink-day Internationals

An Wochenenden war ich meistens mit meinen Freunden in Victoria. Victoria, die Hauptstadt von British Columbia mit ungefähr 350.000 Einwohnern, ist eine kolonial angehauchte nordamerikanische Stadt mit britischem Einfluss. Die schönsten Gebäude in Victoria sind zum einen das Parlament, was nachts beleuchtet ist, und es Empress Hotel, das von britischen Einflüssen geprägt ist. Das Royal BC Museum ist sehr sehenswert, da einerseits die Geschichte der Native Americans ausgestellt ist, aber auch ein Bereich ist der Kolonialzeit gewidmet und etwas über das Ökosystem von British Columbia kann man dort auch finden. Ich war einmal dort mit Matthias zusammen und wir haben glücklicherweise eine Führung bei den Totemfahlen erwischt. Es war wirklich interessant zu erfahren, was jedes Tier für eine Bedeutung hat. Außerdem konnte man Totemfahle überall in British Columbia finden. Auch Native people haben noch dort gelebt. Sogar an Stelly’s gibt es Klassen nur für Natives. Vom Baustil erinnert Kanada sehr an England und um ehrlich zu sein, die Kirchen dort sind alle nicht schön, da sie in neumodischen Gebäuden untergebracht sind. Jedoch haben wir zu Ostern eine schöne alte Kirche im neugotischen Baustil gefunden. Die Messe war so voll, dass selbst das Foyer überfüllt war und wir an der Tür stehen mussten. Jedoch war es einmal ein besonderes Erlebnis, eine kanadische Ostermesse anzuhören. Ostern habe ich bei meiner Freundin Marlies verbracht und wir haben für ihre Familie zwei Kuchen gebacken. Später haben wir spontan eine Wanderung auf Bears Hill unternommen, von wo wir eine gigantische Aussicht auf das Meer, die Rocky Mountains und Vancouver Island hatten. In Kanada macht es wirklich Spaß, wandern zu gehen, da man am Ende immer mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt wird.

04 Aussicht von Bear Hill

Ein anderes Mal war ich mit Marlies, Matthias, meiner Gastmutter und unserem Hund Zoey im Dean Park wandern. Die Aussicht war so grandios, dass man sich jedes Mal aufs Neue in Kanada verliebt. Auch wenn man nach Victoria Downtown fährt, schönes Wetter ist und man die Rocky Mountains sieht, ist man überwältigt von Kanadas Schönheit.

05 Marlies, Matthias und ich vor Victoria Inner Habor

Natürlich bin ich auch zweimal Kanu gefahren, einmal mit meiner Gastfamilie und einmal mit den Internationals. Das Verrückteste war wohl, dass ich Anfang März im Pazifik baden war, aber es hat sich gelohnt, obwohl es echt sehr kalt war.

06 Kayak fahren07 Kayak fahren mit den Internationals

Nicht weit von unserem Haus (zehn Minuten mit dem Bus) war ein riesiges Fitnessstudio mit einem großen Schwimmbad. Da wir alle dagegen ankämpfen mussten, nicht zu viel zuzunehmen durch Tim Hortons Donuts oder Cookies, waren wir da ziemlich oft. Am Anfang um Sport zu machen, aber am Ende dann nur um im Whirlpool zu sitzen und zu quatschen. Ich war gar nicht so unsportlich, da ich fast jeden Tag Badmintontraining oder Spiel hatte. Unser Badmintonteam war toll, nur Kanadier und ich, so war ich gezwungen Englisch zu reden und es hat viel Spaß gemacht.

Ziemlich am Anfang meines Kanada-Aufenthalts gab es in Victoria eine Aktion, die „Be tourist in your own hometown“ hieß, dabei konnte man in jedem Supermarkt ein Heft mit  Gutscheinen kaufen, wo man verbilligt in die Sehenswürdigkeiten in Greater Victoria hineinkonnte. Marlies, Matthias, meine Gastmutter, meine Gastschwester und ich waren zuerst in Butchards Garden, ein riesiger Park mit Blumen und Pflanzen aller Art. Leider haben Ende Februar noch nicht so viele Blumen geblüht, dennoch war es sehr schön und wir haben eine Menge Fotos geschossen. Im Laufe des Tages sind wir noch in die Innenstadt gegangen und haben uns ein riesiges Eis für die Hälfte des Preises gegönnt. Am nächsten Tag (die Gutscheine galten immer noch) sind Marlies, Matthias und ich zu Pacific Undersea Gardens gegangen, aber es war echt nicht sehenswert. Danach sind wir zu Fishermen’s wharf gegangen, was eine Siedlung farbiger Hausboote in der Nähe des Hafens ist. Dort tummelten sich Robben, die darauf hofften, von den Besuchern gefüttert zu werden. Wenn man einmal dort ist, sollte man Fish and Chips essen, auch wenn sie dort sehr teuer sind, und die Robben füttern.

Fisherman's wharf Victoria

Ein anderes Überbleibsel der Kolonialzeit ist die Vorliebe für Tee. In der Victoria kann man ein Menge Teeläden finden. DAVIDsTEA war unser absoluter Lieblingsladen. Jedes Mal wenn wir in der Stadt waren haben wir uns einen Tee für $3 geholt. Ein anderer Kultladen in Kanada ist Tim Hortons, der nach einem kanadischen Hockeyspieler benannt ist. Es ist ein Fastfood laden, wo man Bagel, Cookies, Donuts, Muffins und Getränke kaufen konnte. Tim Hortons ist ziemlich billig und schmeckt ziemlich gut.

Abschiedskuchen von meiner Englishklasse

Meine Reise nach Kanada war die größte, die ich bis jetzt unternommen habe, und das ganz allein. In Frankfurt begann meine Reise. Nach der Verabschiedung von meinen Eltern war ich ganz alleine und ich hatte echt Angst, dass ich irgendetwas verliere, mich verlaufe oder dass ich meinen Flug verpasse. Ich hatte echt Glück, denn im Flugzeug saß ein junger Physikdoktorant neben mir, mit dem ich mich super verstanden habe. Desweiteren saßen wir direkt vor einem Ess- und Trinklager, sodass wir uns die ganze Zeit mit Nahrungsmitteln versorgen konnten, ohne weit laufen zu müssen. Nach elf Stunden Flug war ich total fertig, jedoch freudiger Erwartung bald nach Kanada zu kommen. Der Flughafen in San Francisco ist einfach riesig und ich wäre echt verloren gegangen, hätte mir ein Flughafenmitarbeiter nicht geholfen, da die Fluggesellschaft mein Gate und die Abflugzeit geändert hatte. Dann musste ich geschlagene fünf Stunden am Flughafen rumsitzen und warten. Ich war so erschöpft, dass ich erst mal im Flug von San Francisco nach Victoria geschlafen habe. Ein Glück hat mir mein kanadischer Nachbar mit der Zollerklärung geholfen. Um 10 Uhr abends nach Ortszeit landete ich in Victoria nach einer fast zwanzigstündigen Reise.

Mein Rückflug war wesentlich entspannter. Alle meine Freunde haben mich zum Flughafen in Victoria gebracht und mich verabschiedet und auf dem Flug von San Franzisco nach Deutschland habe ich einen Großteil geschlafen oder Filme geschaut.

Meine Gastmutter war echt die Beste! Selbst alle meine Freunde sind immer zu uns gekommen, da sie meine Gastfamilie so nett fanden. An meinem letzten Abend hat meine Gastmutter gemeint, lad ein paar deine Freunde ein und ich koche euch etwas Schönes. Ich hatte Marlies, Matthias und noch einen gemeinsamen Freund von uns eingeladen und der Abend war echt sehr schön. Wir hatten echt viel Spaß und der Abend hat mir noch einmal  gezeigt, wie wertvoll die Erfahrung ist, nach Kanada zu gehen. Am nächsten Morgen hat Arden für zehn Leute Pancakes mit Erdbeeren und Schlagsahne gemacht, da alle meine Freunde vorbei gekommen sind, um sich von mir zu verabschieden oder dann mit uns zum Flughafen zu fahren. Ich muss schon sagen, es war eine geile Zeit in Kanada und es wird mir immer in Erinnerung bleiben. Natürlich habe ich mir mit ein paar Freunden ausgemacht, sie in Brasilien, Mexiko und Österreich zu besuchen. Es war so schön, dass ich es in jeden Fall wieder tun würde.

BergeVancouver Downtown

MerkenMerken

MerkenMerken