New Brunswick – ein fantastisches Erlebnis

Erfahrungsbericht von Simon JakobiNew Brunswick

Mein Name ist Simon Jakobi, ich bin 15 Jahre alt und lebe zurzeit in Kleinmachnow (südlich von Berlin). Ich habe ein knappes halbes Jahr / 5 Monate in Riverview in der Nähe von Moncton, New Brunswick in Kanada verbracht! Glücklicherweise hat mir meine Reise nicht nur Freude bereitet, ich habe auch meine Englischkenntnisse um einiges aufgebessert. Abgesehen davon hatte ich auch viele tolle Erlebnisse mit meiner Gastfamilie und Freunden.

Berlin ist nicht wirklich in der Nähe von Frankfurt, weshalb ich 3 verschiedene Flüge nahm, um zum Flughafen von Moncton zu gelangen (Berlin nach Frankfurt, Frankfurt nach Toronto, Toronto nach Moncton). Der Flug an sich verging relativ schnell, da ich eine große Filmaußwahl und genügend Zeit fürs Schlafen hatte. Am Flughafen in Toronto habe ich viele andere deutsche Austauschstudenten kennengelernt und obwohl ich nicht alle wiedergesehen habe, war es nett ein paar Leute am Anfang zu kennen. Ungefähr die Hälfte der Leute am Flughafen habe ich tatsächlich wiedergesehen aber dazu noch später. Ich kam pünktlich am Moncton Flughafen an und wollte mein Gepäckstück abholen, als ich meine Gastfamilie sah. Ich war wirklich überrascht, weil ich sie erst nach dem Gepäckabholen erwartet habe (das ist so in Berlin-Schönefeld und Tegel).

Sie haben ein Schild vorbereitet  mit meinem Namen drauf! Mein „I“ zum Beispiel war ein Regenbogen und aus meinen anderen Buchstaben kamen Spikes raus, ich fand es wirklich lustig. Meine Gastfamilie bestand aus den Eltern, drei Söhnen (6, 8 und 11 Jahre alt), einer Tochter (9 Jahre alt), einem Hund und einer Katze. Sie leben in Riverview. Es ist eine Kleinstadt (20.000 Einwohner), hat aber viele Läden, manche kannte ich bereits aus Deutschland, manche waren mir neu. Ich kam so gegen neun Uhr abends an, (ich war so ca. 25 Stunden wach, abgerechnet die 2 Stunden Schlaf im Flugzeug) und war überraschenderweise nicht zu müde, weshalb ich mit meiner Gastfamilie Pizza gegessen und Hockey geschaut habe. Nach dem Essen habe ich ihnen noch die Dankesgeschenke gegeben. Sie waren nicht notwendig aber ich denke sie helfen schon einmal eine positive Bindung aufzubauen. Wichtig war, dass sie Deutsch waren, wie Ritter Sport Schokolade, ein Deutschlandreise Spiel (welches ich mit den Kindern und sogar manchmal mit den Eltern gespielt habe) und ein Deutsches Kochbuch. So verging der erste Tag echt gut.

Mein erster Schultag hingegen war etwas komischer. Ich hatte noch ein paar Gespräche mit der Schulleitung und eine Schulführung, weshalb mein erster Schultag erst mit der großen Pause begann. Ich kannte natürlich keinen außer ein paar anderen Austauschstudenten. Aber wir haben nach 20 Minuten uns nach dem Motto „jeder macht seines“ getrennt. Irgendwie habe ich die Pause doch noch überstanden und ging zu meiner ersten Unterrichtsstunde. Der Lehrer für Mathe war echt nett und hat sogar in Tests Fragen beantwortet. Er hatte auch immer eine Schale mit Pfefferminzbonbons, weshalb ihn viele mochten. Nach Mathe hatte ich noch Sport. Wo ich glücklicherweise noch ein paar Leute kennengelernt habe, nachdem der Sportlehrer eine Kennen-lern-Runde veranstaltet hat. Einen vollen Schultag habe ich erst am nächsten Tag erlebt, welcher aber schon sehr viel besser verlief. Es begann mit „Family Studies“, ein Fach, wo man sich mit Selbsteinschätzung, Depressionen, Sucht und wie man eine Zombie-Apokalypse nach den menschlichen Bedürfnissen überlebt auseinandersetzt. Außerdem hatte ich noch die Kurse Englisch, „Science“ was eine Mischung aus Biologie, Physik und Chemie ist und natürlich Mathe und Sport, wobei „Sport“ eine Art Wahlfach ist, das nach einem Viertel Jahr geändert wird. Da ich erst in der zweiten Schuljahres Hälfte gekommen bin hatte ich also die freie Auswahl zwischen: Sport, Technik, Musik und Kunst. Nun waren aber Technik und Kunst bereits voll, also hatte ich keine große Wahl. In meiner ersten Woche habe ich es dann geschafft, ein paar Freundschaften zu knüpfen. Im Nachhinein ist es ein bisschen traurig, weil ich sie jetzt nicht mehr sehe, aber ich habe immer noch Kontakt mit ihnen. Mit der Familie ging es auch schnell bergauf. Die Schüchternheit der Kinder hat sich schnell gelegt und alle wurden sehr viel offener und gesprächiger. Leider waren die Kinder zwar manchmal etwas laut, aber es machte mir eigentlich nichts aus. Außerdem war es auch nett mit den Kindern, Inside Hockey, Man-hunt, Straßenhockey, oder Baseball zu spielen.

Mein erstes Eishockeyspiel

Mein erstes Eishockeyspiel

Die gelben Schulbusse – sie gibt es wirklich

Die gelben Schulbusse – sie gibt es wirklich

Eines der häufigsten Familienevents war Ice-Hockey, welches 3 der 4 Kinder gespielt haben. Sie hatten an den meisten Wochenenden Spiele, welche leider etwas anstrengend waren hinzugehen, aber sie haben immer Spaß gemacht. Ein weiterer Bestandteil des normalen Wochenendes waren die Kirchenbesuche. Ich kannte die normale Kirche in Deutschland, weshalb es mir nichts ausmacht jedes Wochenende hinzugehen. Die Kirche selber war sehr anders aufgebaut, am Anfang jedes Gottesdienstes spielte eine Kirchenrockband, und die Predigten waren meistens rund um das Lieben wie Jesus. Alle die eine Deutsche Kirche besucht haben kennen den Unterschied, aber ich will nicht in das Detail gehen. Der erste große Ausflug mit der Familie war nach „Fundy“. Das ist ein sehr bekannter Naturpark in New Brunswick. Wir sind ein paar Strecken gewandert und haben das Wochenende in einer sehr kanadischen sieben Man Hütte verbracht. Das Erlebnis war wirklich toll! In der Nacht konnte man sogar die Kojoten hören.

Teilweise gefrorener Wasserfall am Ende eines Wanderweges im „Fundy National Park“

Teilweise gefrorener Wasserfall am Ende eines Wanderweges im „Fundy National Park“

Der Campingplatz in "Fundy" (erster Besuch)

Der Campingplatz in „Fundy“ (erster Besuch)

In der Schule sind mir viele Unterschiede aufgefallen! Die Menge der Hausaufgaben war unglaublich. Ich habe vielleicht zwei Hausaufgaben in einem Vierteljahr bekommen und das meistens auch nur weil ich gewisse Arbeiten nicht in der Schule beenden konnte! Unteranderem war der Lernstoff sehr viel einfacher als in Deutschland wo wir zum Beispiel in Mathematik ein Jahre voraus waren.  Mir ist außerdem noch aufgefallen, dass die Schule sehr aktiver ist, als meine Schule in Kleinmachnow. Die Woche bevor Ostern zum Beispiel, gab es jeden Tag ein spezielles Event. Wie: jeder trägt ein Hawaii Hemd in der Schule, oder Gratis Eis am Stiel, oder wer eine Banane zur Schule bringt bekommt einen „Banana Sunday“. Außerdem hat Riverview High School in einem halben Jahr drei Bälle organisiert! Inklusive des „Prom“ natürlich. Das war natürlich unglaublich toll, da meine Schule in Deutschland keine Bälle in 4 Jahren organisiert hat. Außerdem wurden viele „Clubs“ und Aktivitäten angeboten. Ich habe eine 2 A4 Blatt lange Liste erhalten, die alle möglichen „Clubs“ aufzählte. Manche kannte ich noch gar nicht, zum Beispiel „Pickleball“, das ist so eine Art Tennis nur mit größerem Ball und kleineren Schlägern.

Außerhalb der Schule gab es viele weitere Aktivitäten. Es gab ein Eisstadion, das jeden Freitag geöffnet wurde (immer wenn kein Eishockey Turnier stattfand). Es gab eine Bowlingbahn, zwei Kinos im benachbarten Moncton und ein paar Schwimmbäder.

Nach einem viertel Jahr begannen die Osterferien und ich, meine Gastfamilie und sieben andere Familien gingen ein zweites Mal nach Fundy. Dieses Mal sind allerdings alle jeweils in ihren eigenen Camper gekommen! Wir blieben dort für ein paar Tage und sind ein wenig gewandert! Abgesehen davon, dass ich wusste, dass ich nicht in Deutschland war, sah die Landschaft doch fast genau so aus. Ich hatte andere Pflanzen erwartet, was manchmal auch der Fall war, aber im Ganzen sah es Deutschland doch sehr ähnlich.

Ein weiterer Wasserfall im  "Fundy National Park" ( zweiter Besuch)

Ein weiterer Wasserfall im  „Fundy National Park“ ( zweiter Besuch)

Petitcodiac River bei Ebbe

Petitcodiac River bei Ebbe

Ein Blick von den Klippen im "Fundy National Park"

Ein Blick von den Klippen im „Fundy National Park“

Ich sitze in einem zufällig herumstehenden roten Stuhl in der Mitte eines Wanderweges im Fundy National Park (zweiter Besuch)

Ich sitze in einem zufällig herumstehenden roten Stuhl in der Mitte eines Wanderweges im Fundy National Park (zweiter Besuch)

In Riverview und in den anderen Städten, die ich besucht habe, sah ich, dass diese amerikanischen weißen Holzhäuser tatsächlich überall waren. Es gab kaum ein Haus, das aus Stein gebaut wurde. Die Straßen waren sehr viel übersichtlicher und gerader als z.B. in Kleinmachnow. Natürlich gab es viele (für mich) neue Geschäfte! Die meisten werden Sie wahrscheinlich kennen, aber ich habe sie noch nicht gesehen! Zwei dieser Geschäfte waren so natürlich für die meisten, dass sie es nicht fassen konnten, dass wir sie nicht in Deutschland haben! Zum einen war da „Tim Hortens“ , eine Fast Food Kette, die aber eher durch ihre Kaffeesorten bekannt wurde. Und da ein „Tim Hortens“ nahe an der Schule war, wurde dieser gegenüber der Schulkantine stark bevorzugt. Cool sind auch die „Dollar Stores“, die es um jeder Ecke gibt. Die Läden sind der einzige Grund warum ich jetzt „Reeses Pieces“ süchtig bin. Für alle die sie nicht kennen, das sind kleine Schokoladen-Schachteln, die mit Erdnussbutter gefüllt sind. Eine riesige Enttäuschung, dass es sie nicht in Deutschland gibt! Zumindest habe ich sie nirgendwo gesehen. Sie sind auch der Grund weshalb ich einen Aufsatz in meinem Kanadabericht  über „Reeses Pieces“ schreibe!

Ich hatte mir den Englischunterricht wirklich schwierig vorgestellt, aber es war überraschend einfach. Wir sollten 20 min. pro Stunde lesen. Danach haben wir meistens Grammatik besprochen, aber, da ich in Deutschland bereits das meiste gelernt hatte, war es nicht schwerer als dort. Am Ende des Schuljahres sollten wir (meine Englischklasse) einen ca. 800 Wörter Aufsatz über ein Buch schreiben. Es diente auch als Abschlussarbeit. In den anderen Fächern hingegen sollte ich eine Arbeit schreiben, es kamen immer nur grobe Zusammenfassungen des Halbjahres dran, abgesehen von Musik natürlich, wo ich ein Stück auf dem Keyboard vortragen sollte.

Am Ende des Schuljahres bin ich mit den anderen Austauschstudenten nach Prince Edward Island (P.E.I), eine Insel östlich von New Brunswick, gefahren und wir haben die meisten Sehenswürdigkeiten abgeklappert. In der darauffolgenden Woche, wurde ich von meiner Gastfamilie zu einem weitern Besuch nach P.E.I eingeladen. Dieser dauerte etwas länger und war auch viel entspannter. Das wirklich Coole an P.E.I war der Sand! Nicht nur, weil er rot ist, sondern auch weil er  gequietscht hat, wenn man über ihn lief.

Alles zusammen war mein Austausch in Kanada ein wirklich fantastisches Erlebnis und ich kann es jedem empfehlen, der eine Austauschreise vorhat oder überlegt eine zu tun.

Confederation Bridge – Brücke nach P.E.I

Confederation Bridge – Brücke nach P.E.I

Ein Hummerrestaurant auf P.E.I

Ein Hummerrestaurant auf P.E.I

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