Mein Austauschjahr im Land der faszinierenden Vielfalt

Erfahrungsbericht von Josefine WeißBritish Columbia

Ich bin Josie, 15 Jahre alt und komme aus Deutschland. Schon bevor ich überhaupt dort war, war ich immer wahnsinnig von Kanada fasziniert. Die Natur, Menschen und all die verschiedenen Kulturen schienen immer großartig zu sein, sodass mir die Wahl des Landes meines Auslandsjahres nicht schwer fiel. isec erschien mir als die perfekte Organisation, also hatte ich auch diese Entscheidung schnell getroffen. Die Anmeldung, inklusive der auszufüllenden Formulare sowie das Gespräch auf Englisch war relativ einfach. Bald hatte ich schon den Steckbrief meiner Gastfamilie in der Hand. Am 1. September ging mein großes Abenteuer los. Die ersten Tage in meiner Gastfamilie waren aufregend. Alles war neu und es gab so viel zu sehen und zu lernen. Auch die ersten Tage in der Schule waren weniger schlimm als gedacht. Um ehrlich zu sein hat es sogar sehr viel Spaß gemacht so viele Menschen aus verschiedenen Kulturen kennen zu lernen. An meiner Schule gab es internationale Schüler aus vierzehn verschiedenen Ländern. Viele waren neu so wie ich, weshalb es einfach war, neue Bekanntschaften zu schließen, die sich in wenigen Monaten zu echten Freundschaften entwickelt haben. Die ersten Wochen vergingen wie im Flug. Ich habe Feste wie Thanksgiving und Halloween mit meiner Gastfamilie verbringen können. Meine Familie bestand aus meiner Gastmutter, meinen zwei Gastschwestern, meinem Gastbruder und einer weiteren Schülerin aus China. Für mich als Einzelkind war das natürlich ziemlich ungewohnt so viele Leute im Haus zu haben und oft hatten wir noch Besuch. Aber eins kann ich sagen, langweilig war es nie!

Meine Gastfamilie

Mit meiner chinesischen „Gastschwester“

Mit meiner chinesischen „Gastschwester“

Als ich dann langsam meinen Alltag und meine Routine gefunden hatte und alles ziemlich normal wurde, hatte ich eine Phase des Heimwehs. Mit den richtigen Freunden und viel Unterstützung von Familie in Deutschland und Gastfamilie ging das auch vorüber. Ablenkung habe ich in der Schule und bei Freunden gefunden. Victoria und Vancouver Island generell haben sehr viel zu bieten, also bin ich oft in den nächsten Bus gestiegen und habe mit Freunden die Umgebung erkundet. Vancouver ist die schönste Stadt in der ich bis jetzt war und nicht weit entfernt von Victoria. Oft sind wir einfach shoppen gegangen oder haben die Stadt mit Fahrrädern erkundet. Mein Leben in Kanada war sehr unterschiedlich zu meinem Leben in Deutschland. Nach der Schule, die immer ca. um drei Uhr aus war, sind wir oft mit dem Bus in die Stadt oder zu einer der vielen Malls gefahren. In Victoria kann man gut shoppen gehen, aber noch schöner ist es einfach mit Freunden in die Natur zu gehen, denn Vancouver Island bietet eine traumhafte Vielfalt an Natur. Ich hatte das Glück direkt am Meer wohnen zu können, was wunderschön war. Oft habe ich atemberaubende Sonnenaufgänge beobachten können. Auch Felder und Wiesen gab es viele. Die vielen Farmen und Ställe lassen  es sehr ländlich wirken und natürlich gibt es Berge und Wald, die das ganze Bild noch etwas kanadischer aussehen lassen.

Die Umgebung der Schule im Winter während des Sonnenaufgangs

Die Umgebung der Schule im Winter während des Sonnenaufgangs

Die Berge um Vancouver im Winter aus dem Flugzeug

Die Berge um Vancouver im Winter aus dem Flugzeug

Am Esquimalt Lagoon Beach

Am Esquimalt Lagoon Beach

Ich bin auf die Stelly’s Secondary School gegangen. Mit knapp 900 Schülern ist sie die zweitgrößte Schule der Region. In 2016/17 gab es 120 internationale Schüler aus vierzehn verschiedenen Ländern. Diese Vielfalt an Kulturen ist das was mich am meisten beeindruckt hat. Ich kann mich noch sehr gut an meinen ersten Tag in der Schule erinnern, an dem ich in das Foyer kam und um mich herum so viele verschieden aussehenden Schüler standen, die alle so wie ich neu an der Schule und neu in Kanada waren.

Foyer der Stelly's Secondary School

Foyer der Stelly’s Secondary School

Häuser in der Nähe der Schule

Häuser in der Nähe der Schule

Wie gesagt, Freundschaften haben sich relativ schnell gebildet und in der Schule konnte ich mich auch schnell zu Recht finden. Dazu sei gesagt, dass eine kanadische High School komplett anders und meiner Meinung nach schöner als eine deutsche Schule ist. Es gibt viele Angebote die Sport und Clubs betreffen. So gibt es zum Beispiel Basketball, Volleyball, Rudern, Badminton und viele  Clubs die sich sozial engagieren. Ich selbst habe Tennis gespielt und am Segeln teilgenommen. Es gibt eine sehr große Auswahl an Kursen, die man wählen kann. Viele der Klassen sind darauf ausgelegt angewandte Fähigkeiten zu unterstützen. So werden zum Beispiel Textiles, Woodwork, Guitar und Outdoor Pursuits angeboten.

Kletterwand

Boulders Climbing Gym – direkt neben der Schule

Boulders Climbing Gym – direkt neben der Schule

Der Umgang zwischen Schülern und Lehrern ist freundschaftlicher und weniger streng als in Deutschland. Auch die coordinators und counsellers waren immer freundlich und hilfsbereit. Das International Programm in Victoria bietet viele Ausflüge und Unternehmungen an. So sind wir zum Beispiel nach Vancouver zum Sightseeing gefahren oder es wurden Ski Trips zum Mt. Washington oder nach Whistler angeboten. Mein persönliches Highlight dieser Trips war der Ausflug nach Tofino im Mai. Tofino liegt auf Vancouver Island und ist ein richtig schönes kleines Touristenstädtchen. Von den Kanadiern wird es auch als das Hawaii von Kanada bezeichnet. Im Sommer trifft man auf viele Surfer und bei Touristen ist es als whale watching Stadt beliebt. Wir haben insgesamt zwei Tage damit verbracht hinzufahren, uns auf dem Weg noch ein paar Sehenswürdigkeiten anzuschauen, Wale zu beobachten, uns Tofino anzuschauen und am nächsten Tag wieder zurück zu fahren.

Whale Watching in Victoria

Whale Watching in Victoria

Am Strand in Tofino

Am Strand in Tofino

Das schönste an diesen Ausflügen ist, dass man mit Freunden unterwegs ist. In wenigen Wochen lernt man sich sehr gut kennen und am Ende hat man so viele Erlebnisse und Erinnerungen die man miteinander teilt. Oft haben wir verglichen und uns über unsere verschiedenen Kulturen und Lebensweisen ausgetauscht. Es ist interessant die Geschichten anderer zu hören. Ich habe so viele Menschen getroffen, die mein Alter und älter waren, und schon so viel von der Welt gesehen haben, die in einer komplett anderen Kultur aufgewachsen sind und nun seit ein paar Jahren allein am anderen Ende der Welt leben. Wir waren alle verschieden, aber was uns am Ende zusammengebracht hat, war der Umstand, dass wir uns allein in einem anderen Land zu Recht finden mussten und jeder den anderen verstehen konnte. All die Leute, die ich getroffen habe, waren wahnsinnig offen und interessiert an anderen Menschen und Kulturen. Im Endeffekt habe ich Leute getroffen, mit denen ich unendlich viele schöne aber auch traurige Momente teile.

Mit Freunden in Downtown Victoria

Mit Freunden in Downtown Victoria

Zusammengefasst kann man sagen, dass diese 10 Monate ein totales Gefühlschaos waren. Am Anfang viel es mir erst einmal schwer richtig anzukommen. Ich hatte selbst eine hohe Erwartung und genaue Vorstellung von dem wie mein Auslandsjahr wird und wie ich dort hinein passe. Natürlich wurde es anders als gedacht, was ja an sich nichts Schlechtes ist, aber es war eben anders. Also, wenn ich meinem früheren Ich einen Tipp geben kann, dann ist es dieser: Lass es auf dich zukommen, habe keine genauen Vorstellungen und sei offen für alles was passiert. Egal wie es wird, man wächst und lernt immer etwas. Die meisten Austauschschüler gingen unterschiedlich mit der Situation um. Einige hatten stärkeres Heimweh und haben sich anfänglich nicht sehr wohl gefühlt, andere wiederum haben sich sehr schnell eingelebt. Ich würde behaupten, dass ich mich erst im Dezember bzw. Januar komplett eingelebt hatte und ab diesem Zeitpunkt hatte ich die besten Monate  meines bisherigen Lebens. Ich habe die richtigen Leute gefunden und viel unternommen.

Die Kanadier sind so wie ich sie mir vorgestellt habe: immer freundlich und offen für Neues und Anderes. Und es ist wahr, wenn ich in der Schule jemanden angerempelt habe, dann haben sich die Kanadier immer bei mir dafür entschuldigt. Auch haben sie gewartet und die Türen aufgehalten, selbst wenn ich noch 50 Meter weit weg war.

Natürlich gibt es eine kanadische Kultur, allerdings ist diese ziemlich jung und setzt sich eigentlich aus mehreren Kulturen zusammen. Meine Gastfamilie zum Beispiel war chinesisch. Dementsprechend oft gab es chinesisches Essen und meine Gastmutter sowie Gastoma haben mir oft über chinesische Bräuche und Sitten erzählt, was ziemlich interessant war, da ich mich vorher noch nie so viel mit dieser Kultur beschäftigt habe.

Ein großer Teil Kanadas sind natürlich die First Nations oder Aboriginal People, wie sie auch genannt werden. Vor allem in der Schule wird über die geschichtlichen Hintergründe aufgeklärt und bei jeder Veranstaltung werden die First Nations in ihrer Sprache begrüßt und es wird betont, dass wir, die Weißen, uns auf ihrem Gebiet befinden. Ich finde ihre Kultur so interessant, vor allem weil sie so komplex ist, obwohl schon relativ viel davon nicht mehr erhalten ist. Allein in British Columbia gibt es extrem viele verschiedene Sprachgruppen und Territorien. Ein Erlebnis werde ich nie vergessen und dies war der Tag an dem wir in Dance Class Besuch von dem Vater einer Schülerin aus der Klasse bekamen. Er und seine Mutter haben uns zwei traditionelle Tänze beigebracht. Das war so eine Besonderheit, denn normalerweise sind diese Tänze nicht für weiße Leute, dass sogar die Direktorin der Schule vorbei kam und Fotos gemacht wurden.

Natürlich habe ich mich in diesen zehn Monaten verändert. Ich habe Dinge gelernt und erfahren, die ich hier in Deutschland nie gehabt hätte. Alles in allem würde ich behaupten, dass dieses Jahr das wichtigste und beste Jahr bis jetzt in meinem Leben war. Ich würde auf jeden Fall jedem, der die Möglichkeit hat, zu dieser Erfahrung raten.

Nun bin ich schon seit fast zwei Wochen wieder zu Hause. Der Abschied von meinen Freunden, meiner Gastfamilie, meiner Schule also meinem ganzen kanadischen Leben fiel mir schwer, aber leichter als erwartet, denn als es darum ging mich zu verabschieden konnte ich es nicht realisieren. Selbst im Flugzeug und zu Hause konnte ich nicht glauben, dass es das jetzt war. All meine Sachen waren schnell in zwei Koffer gepackt und innerhalb von fünfzehn Stunden war ich zurück in meinem deutschen Leben.

Auf jeden Fall möchte ich noch einmal zurück nach Victoria, wenn ich die Möglichkeit haben sollte, auch wenn es nie wieder so sein wird wie es in den vergangenen Monaten war.

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