High School in Kanada – eigentlich unbeschreiblich

Erfahrungsbericht von Cara BeyerBritish Columbia

Während viele andere Austauschschüler schon längere Zeit wussten, dass sie unbedingt ins Ausland möchten, habe ich mich erst einige Monate vorher mit dem Thema auseinandergesetzt. Auslöser dafür waren schlechte Englisch Noten. Dadurch, dass ich einen Beruf ausüben möchte, für den gute Sprachkenntnisse in Englisch Voraussetzung sind, habe ich mich dazu entschlossen ins Ausland zugehen.

Nachdem ich meine Entscheidung getroffen hatte, musste ich erstmal eine Organisation finden, die so spät noch Anmeldungen annimmt. Mit einer Online Bewerbung habe ich dann bei isec angefragt. Nach einigen Tagen kam die Rückmeldung, dass ich die Möglichkeit habe, an dem Programm teilnehmen zu können.  Ende März hatte ich dann ein persönliches Beratungsgespräch, welches genau wie die Online Bewerbung unverbindlich war. Als ich Mitte April die Bestätigung der Teilnahme hatte, waren es auch nur noch vier Monate bis zu meinem Auslandssemester.

Für mich ging die Reise am 25. August 2018 in Frankfurt mit zehn Stunden Flug nach Vancouver los. Da isec mir Kontaktdaten von anderen Austauschschülern vermittelt hatte, musste ich die Zeit nicht alleine überbrücken und war auch bei den ersten Organisationen vor Ort nicht auf mich alleine gestellt.

Nachdem ich meine Koffer geholt und mein Study-permit ausgestellt bekommen hatte, wurde ich dann von meinem Gastvater am Ausgangsbereich des Flughafens erwartet. Bis nach Burnaby waren es dann circa 30 Minuten Autofahrt, in denen erste Gespräche und ein erstes Kennenlernen stattgefunden haben. Zuhause angekommen wurde ich auch vom Rest der Familie in Empfang genommen. Meine Gastmutter hat mir als Erstes das Haus gezeigt, bevor es dann das erste gemeinsame Dinner gab. Das Abendessen haben wir versucht so oft wie möglich mit der ganzen Familie zu verbringen. Da meine drei kanadischen Gastgeschwister aber oft durch Sport oder andere Aktivitäten unterwegs waren, hat das nicht immer ganz geklappt.

Mein Frühstück habe ich mir unter der Woche selber gemacht, da jeder zu unterschiedlichen Zeiten gegessen hat. Lunch für die Schule, welches meistens aus einem Brötchen mit Obst oder Gemüse und einem Snack bestand, hat mir meine Gastmutter täglich zubereitet. Dinner haben wir dann, wie gesagt, so oft wie möglich zusammen gegessen. Wenn ich zum Dinner mal nicht zuhause war, wurde mir das Essen einfach zur Seite gestellt und ich habe es mir später in der Mikrowelle warm gemacht. Am Wochenende wurden alle drei Mahlzeiten zusammen gegessen. Typisch kanadisch, gab es immer einmal am Wochenende Pancakes mit Sirup zum Frühstück.

Wie auch mit dem Essen, hatte sich nach kurzer Zeit eine Routine in der Schule entwickelt.

Die Auffahrt meiner Schule mit Maskottchen

Ich bin auf die Burnaby North Secondary School gegangen, welche ein Liniensystem hat. Das bedeutet, es gibt Tag 1 mit vier Fächern und Tag 2 mit vier Fächern. Ich persönlich bevorzuge dieses System, da man mit zwei verschieden Tagen mehr Abwechslung hat. Und da ich ja nur fünf Monate geblieben bin, hatte ich so die Möglichkeit acht verschiedene Kurse zu belegen anstatt nur vier.

Die Kurse kannst du dir als Austauschschüler größtenteils selber aussuchen. Da ich aber eventuell verlängern, dann aber das Jahr in Deutschland überspringen wollte, musste ich einige bestimmte Fächer wählen. An Kursen ausgesucht habe ich mir Marketing und Entrepreneurship. Die beiden Fächer sind auch meine Lieblingsstunden gewesen, denn wir Themen behandelt haben, die mich wirklich interessieren. Zudem haben wir Dinge gemacht, die in Deutschland nicht angeboten werden. Zum Beispiel habe ich durch Marketing im School Store ausgeholfen und in Business mussten wir ein Produkt oder eine Dienstleistung in der Schule verkaufen. Ein weiterer Kurs, den ich so noch nicht hatte, ist Keep-fit. Wie man den Namen schon entnehmen kann, ist es ein Sport Kurs. Anders als zum normalen Sportunterricht machen wir aber keine Sportarten, sondern viele Work-Outs und andere Aktivitäten, wie Boxen, Hot-Yoga oder Schlittschuhlaufen.

Während dem Unterricht, durfte ich mehrfach den Ablauf bei einem Feueralarm miterleben. Anders als in deutschen Schulen, werden in Kanada neben dem Feueralarm auch noch Situationen wie Erdbeben, sowie Amokanschläge und Geiselnahmen für den Ernstfall geprobt. Auch bei diesen Fällen war ich jeweils einmal dabei.

Auch nach Schulschluss gibt es verschieden Programmmöglichkeiten. Zum einen kann man an Clubs teilnehmen, welche meistens wöchentlich oder monatlich während Lunch oder nach der Schule stattfinden. Eine andere Möglichkeit in der Schule aktiv zu sein, ist einem Sportteam beizutreten. Anders als bei den Clubs kann man sich nicht einfach einschreiben, sondern muss sein Können bei Tryouts unter Beweis stellen. Ich hatte mich für den Dance Club eingeschrieben, nach wenigen Wochen allerdings wieder aufgehört, da jede Woche ein anderer Probentag war und ich so andere Aktivitäten nicht gut planen konnte. Obwohl ich in Deutschland zweimal die Woche Tennis spiele und auch sonst an Sportarten interessiert bin, habe ich in Kanada an keiner Sportart teilgenommen. Dies lag daran, dass Tennis nur ab Frühjahr angeboten wird und ich für die anderen Sportarten einfach nicht gut genug war.

Kürbis schnitzen und Lebkuchenhaus Wettbewerb waren kostenlose Unternehmungen die für Austauschschüler nach der Schule angeboten wurden. Beim Kürbis schnitzen war ich mit meiner Gruppe unter den Gewinnern und als Siegeslohn gab es Süßigkeiten, passend zur Saison in Halloween Edition. 

Marvin the Martian

Den Lebkuchenhaus Wettbewerb habe ich zwar verloren, hatte dennoch jede Menge Spaß. Auch ein School Dance durfte natürlich nicht fehlen. Obwohl die Stimmung leider nicht so richtig aufkam, da es an Dekoration und guter Musik gemangelt hat, hatte ich einen schönen Abend mit meinen Freunden unter dem Motto „Eclipse“ (=“Finsternis“).

Neben den schulischen Aktivitäten, habe ich natürlich auch so in den fünf Monaten viel unternommen und erlebt. Einer der ersten Dinge die ich hier in Burnaby besucht habe, war die Metrotown. Die Metrotown ist ein Einkaufszentrum, welches mit über 450 Geschäften, das größte in British-Kolumbien und das drittgrößte in Kanada ist. Das Brentwood Town Centre ist ein weiteres Einkaufzentrum in Burnaby. Dieses ist zwar deutlich kleiner als die Metrotown, dennoch einen Besuch wert. Gerade in der Weihnachtszeit ist die Atmosphäre mit der Dekoration und Musik dort sehr entspannend. Auch bekannt für Burnaby ist der Freizeitparkt „Play Land“ in Verbindung mit dem PNE. Ausgeschrieben heißt es „Pacific National Exhibition“ und steht für eine gemeinnützige Organisation, die jedes Jahr 17 Tage lang verschiedene Veranstaltungen anbietet. Unteranderem halt den Vergnügungspark. Da das ganz von Mitte August bis Anfang September geht, war das ebenfalls einer der ersten Unternehmungen, die ich gemacht habe.

Das Ganze findet auch nochmal um Halloween statt. Bei den sogenannten Fright Nights, kann man neben den Fahrgeschäften, auch noch acht verschiedene Gruselkabinetts besuchen.

Die meisten anderen Unternehmungen habe ich allerdings in Vancouver unternommen. Besonders an Kanada gefällt mir die Natur, sodass ich mir auch einige Parks angeschaut habe. Ein Park davon ist der Lynn Canyon Park, welcher bekannt ist für die Suspension Brücke.

Lynn Canyon Park
Lynn Canyon Park

Ein anderer ist der Queen Elizabeth Park, dieser ist durch die große Vielfalt von Blumen bekannt. Wer sich einen Rundumblick von Vancouver verschaffen oder die Stadt von oben bewundern will, sollte auf jeden Fall zum Vancouver Fernsehturm, dem Lookout.  Schlittschuh laufen am Robson Square Ice Rink ist ebenfalls eine bekannte und gern gemachte Aktivität.

Robson Square Ice Rink

Als ich dort einen Abend verbracht habe, war es zwar sehr voll, dafür aber die Benutzung der Eisfläche umsonst. Auch die Musik und die bunten Lichter, haben mir als Weihnachtsfan sehr zugesagt.

Auch einen Weihnachtsmarkt konnte man besuchen. Obwohl dieser den Namen „Vancouver Christmas Market“ trug, war es ein deutscher Weihnachtsmarkt. Anders als in Deutschland befand dieser sich nur in einem Teil der Stadt und war umzäunt. Innerhalb ähnelte er sich aber den deutschen Weihnachtsmärken. Zu kaufen gab es verschiedene Produkte, die in Deutschland hergestellt wurden, sowie typisch deutsches Essen und Getränke, wie zum Beispiel Schnitzel und Glühwein.

Weihnachtsmarkt in Vancouver mit Bergen und Wasser im Hintergrund

Auch eine deutsche Bäckerei befindet sich ein wenig außerhalb von Vancouver. Nach einigen Monaten konnte ich das weiche kanadische Brot nicht mehr sehen und habe der Bäckerei einen Besuch abgestattet. Freunde habe ich sowohl zur Bäckerei, als auch zum Weihnachtsmarkt mitgenommen, um ihnen einen kleinen Eindruck von meinen Leben zu Hause geben zu können.

Wie man sieht, habe ich viel unternommen, sodass die Zeit super schnell verging. Als dann die Winterferien vor der Tür standen, hat mich meine Familie hier in Kanada besucht. Ich habe sie am Flughafen in Empfang genommen und gemeinsam sind wir in den Skiurlaub nach Whistler gefahren. Während es in Vancouver so gut wie nie schneit, hatten wir dort oben weiße Weihnacht. Das Skigebiet Whistler-Blackcomb hatte also nicht nur über 200 Pistenkilometer, sondern war auch noch ein wahres Winter Wonderland.

Ein kleiner Einblick ins Schneeparadies

Einen Tag vor Silvester ging es für mich wieder zur meiner Gastfamilie. Meine Familie blieb allerdings auch noch drei weitere Tage in Kanada, sodass ich mit ihnen Sightseeing in Vancouver gemacht habe. Zuerst habe ich mit ihnen den Lookout Tower besucht, sowie die Capilano Suspension Bridge besichtigt. Damit sie in der kurzen Zeit so viel wie möglich von der Stadt sehen konnten, haben wir die „Hop on – Hop off“ Tour gemacht, welche Orte wie Stanley Park, Granville Island und Canada Place abgefahren ist. Auch einen Einblick in Yaletown und Gasttown hat diese Tour ermöglicht. Das Neujahrsfeuerwerk haben wir uns ebenfalls nicht entgehen lassen. Ganz gemütlich haben wir das Feuerwerk von unserem Hotelzimmer bewundert und das neue Jahr mit Cola zum anstoßen begonnen.

Nachdem meine Familie wieder zurück in Deutschland war, sind es auch für mich nur noch dreieinhalb Wochen gewesen. Das Gefühl war ziemlich komisch. Einerseits habe ich mich auf zu Hause gefreut, andererseits wusste ich, dass ich sobald nicht mehr nach Kanada kommen werde und auch meine meisten neugewonnen Freunde nicht mehr wiedersehen werde. Je näher der Abflug und somit auch der Abschied kam, desto komischer wurde das Gefühl für mich. Auch drei Tage vorher konnte ich das noch nicht so richtig realisieren, dass das ganze bald vorbei sein würde.

Zurück in Deutschland angekommen habe ich mich schnell wieder in meinen Alltag eingelebt. Trotz des 9-stündigen Zeitunterschieds habe ich bisher aber noch guten Kontakt mit meinen neu gewonnenen Freunden in Kanada.

Einen Austausch nach Kanada würde ich jederzeit wiederholen. Vancouver ist eine wunderschöne Stadt. Du hast die Skyline mit Bergen und Wasser im Hintergrund. Ich war leider nie außerhalb Vancouvers, würde mir daher bei einem weiterem Kanada Trip auch andere Orte des Landes angucken.

Zum Abschluss noch ein Bild der wunderschönen Stadt Vancouver. Falls es jemanden interessiert, das Bild wurde beim Sonnenuntergang vom Seabus aus gemacht 😊