Am 15. Jänner 2021, um 3:30 Uhr ging mein Wecker ab und mein Abenteuer begann. Es war schwer zu realisieren, dass der Tag auf welchen meine Familie, das ISEC-Team und ich fast ein Jahr hingearbeitet haben nun wirklich gekommen ist. Ich konnte nicht realisieren, dass ich gerade ohne meine Familie und ohne meinen Freunden für ein halbes Jahr in ein wildfremdes Land, mit mir noch fremden Leuten reiste.
Erst als ich dann am Flughafen, im kalten Vancouver ankam begann ich zu realisieren, wo ich gerade war. Der Fahrer, welcher mich vom Flughafen zu meiner Gastfamilie brachte, zeigte mir auf unserer Fahrt ein paar Plätze, die ich kennen sollte, in der Stadt, die ich für die nächsten paar Monate Heimat nennen durfte. Angekommen bei meiner Gastfamilie begannen die langweiligsten 2 Wochen meines Lebens, meine Quarantäne. Während der Quarantäne verbrachte ich viel Zeit mit einem der zwei Familienhunde, sein Name war Tucker und er lag durchgehend vor meiner Türe, um mich zu beschützen.
Am 1. Februar ging es das erste Mal in die Schule. Zur Schule ging ich immer mit meinen Gastbrüdern Nathan und Logan und ein paar von ihren Freunden. Zuerst war alles sehr gewöhnungsbedürftig und mir fiel es schwer mit dem Englisch mitzukommen und alles zu verstehen. Jeder sagte mir, dass das normal sei und ich mich nach ein paar Wochen daran gewöhnen würde, dem war auch so!
Mein erstes Wochenende verlief eher ruhig, ich verbrachte Zeit mit meiner Gastfamilie und machte die notwendigsten Besorgungen. Am Dienstag, dem 9. Februar nahm mein älterer Gastbruder, Logan, mich mit, um mit ihm und seinen Freunden am Mount Seymour Skifahren zu gehen. Langsam begann ich mehr mit Leuten zu sprechen und somit gewöhnte ich mich auch schneller an die Sprache. Das Skifahren half mir sogar auch ein bisschen beim Freunde finden, da Logan und seine Freunde mich jeden Dienstag mitgenommen haben und man auf dem Skilift oder beim Schlange stehen immer in ein paar Gespräche verwickelt wird.
Am Freitag in derselben Woche wurde ich von meiner Familie zum Essen in Lower Lonsdale eingeladen, da Logan seine Fahrprüfung bestanden hatte. Das war das erste Mal, dass ich die wunderschöne Skyline von Vancouver, nicht nur am Vorbeifahren sah.
Zu diesem Zeitpunkt habe ich mich bereits mit zwei deutschen, zwei italienischen und einem mexikanischen International, beim Fußballspielen nach der Schule, angefreundet. In den ersten Wochen trainierte ich fast jeden Tag, manchmal mit meinem jüngeren Gastbruder, Nathan und manchmal allein.
Am 15. Februar fuhren wir das erste Mal nach Whistler, zum Schifahren, insgesamt fuhren wir glaube ich fünf Mal nach Whistler.
Nach diesen ersten Wochen war schon alles viel leichter und dank Logan, meinem älteren Gastbruder, welcher mich an den Wochenenden mitnahm, wenn er mit seinen Freunden raus ging, fand ich auch schon meine ersten kanadischen Freunde. Aber natürlich darf man nicht damit rechnen, dass die Kanadier einem direkt vertrauen oder direkt gute Freunde von dir sind nur weil sie Zeit mit dir verbringen! Man muss sich alles erarbeiten und ihnen auch Zeit geben.
Am 6. März fuhr ich das erste Mal, mit ein paar internationalen Freunden nach Downtown Vancouver, um einen groben Überblick zu bekommen wo was ist und was es überhaupt alles zu sehen gibt. Zurück nahmen wir denn SeaBus, ein „Linienboot“, welches von Downtown nach Lower Lonsdale fährt. Nach dem ersten Trip nach Downtown, kam ich mit einem Eishockey-Trikot der kanadischen Nationalmannschaft nach Hause, welches mich auch immer an meine Zeit in Vancouver erinnern wird.
Die Schule war eigentlich ziemlich entspannt, da mein Mathe-Kurs ziemlich einfach für mich war und ich mich voll auf Earth Science konzentrieren konnte, wo wir jede Woche ein bis zwei Wiederholungen schrieben. Am 13. März nahmen mein Gastbruder, Logan und seine Freunde mit nach Deep Cove zum Stand-Up-Paddeln. Obwohl das Wasser sehr kalt war, war das ein sehr cooles Erlebnis, welches auch mein Verhältnis zu Logan und seinen Freunden verbesserte. An meinem Geburtstag, dem 18. März lud meine Gastfamilie mich zum Essen in English Bay, einem sehr schönen Stadtteil Vancouvers, ein.
Am Abend des 17. April fuhren ein paar Freunde von Logan und ich zum Whyte Cliff Park, wo wir auf einem großen Felsen im Meer den Abend verbrachten und den Sonnenuntergang anschauten. Am nächsten Tag wollten Logan, ich und drei Freunde in Lions Bay Klippenspringen, aber da das Wasser viel zu kalt war, standen wir nur herum und redeten, bis wir dann nach Horseshoe Bay fuhren und zu einem verlassenen Hause mit einer unglaublichen Aussicht gingen.
Am 1. Mai fuhren wir nach Ambleside, ein sehr schöner Strand mit Blick auf den Stanley Park und die Brücke. Eigentlich waren wir dort, um Volleyball zu spielen, aber da es keine Netze gab fuhren wir zu einer Schule und spielten dort bis spät in die Nacht Volleyball. Von den Volleyball-Plätzen hatte man eine tolle Aussicht auf die Skyline von Downtown Vancouver.
Zu dieser Zeit habe ich schon einen neunen, sehr guten Freund gefunden, mit wem ich sehr viel Zeit verbrachte. Ben, ein Freund von Logan, hat sich mittlerweile zu einem meiner besten Freunde entwickelt und ich hoffe, dass diese Freundschaft für immer hält! Wir verbrachten sehr viel Zeit gemeinsam, feierten gemeinsam und manchmal fuhren wir einfach in der Nacht mit seinem Auto durch die Gegend und er zeigte mir ein paar schöne Plätze in North Vancouver.
Am 22. May verbrachte ich den Tag in der Nähe von Squamish, wo Logan und seine Freunde campen, waren, ich blieb aber nur für den Tag. Wir spielten spiele, redeten und hatten einfach eine lustige Zeit und am Abend wurde ich von Caren und Colin, meinen Gasteltern abgeholt.
Am 10. Juni gingen wir mit Active Living, einem Sportkurs in der Schule in Deep Cove Kajaken, wir sahen ein paar Robben und auch Zeichnungen von First Nations, den kanadischen Ureinwohnern. Leider begann es aber zu regnen, sodass wir alle nass waren als wir wieder an Land ankamen.
Am 19. Juni holte mich Ben mal wieder ab und wir fuhren zu einem Aussichtspunkt am Cypress Mountain, von welchem aus man ganz Vancouver sah. Die Aussicht von dort oben war wirklich unglaublich und ich empfehle jedem dort mal hinzufahren, wenn man in Vancouver ist.
Am Abend des vorletzten Schultags wurden Thiago, der Mexikaner, welcher auch einer meiner besten Freunde war und ich ein paar Freunden gefragt, ob wir mit ihnen ein Feuer bei Cates Park machen wollten. Natürlich sagten wir zu und verbrachten dann den Abend mit ihnen, bei einem entspannten Lagerfeuer.
Am 23. Juni fuhren Thiago und ich ein letztes Mal nach Vancouver um uns von der Stadt zu „verabschieden“ und um noch ein paar kleine Besorgungen zu machen. Am Abend fuhren Ben und ich wieder durch North Vancouver und er zeigte mir die reichsten Gegenden mit den schönsten Häusern.
Am nächsten Tag ging ich am Abend mit einer Gastfamilie nach Kitsilano Beach Abendessen und danach fuhren wir nach UBC und Colin und Caren zeigten Logan, Nathan und mir, wo sie geheiratet haben und das Universitätsgelände. Es war erstaunlich zu sehen wie groß diese Universität ist, es ist schon fast wie ein eigener Ort, also gar nicht zu vergleichen mit Unis in Mitteleuropa.
Am Tag vor meiner Abreise gingen Nathan, James, Alex, Luca und Ich zum Seymour River, um klippenzuspringen, und obwohl ich einen Sonnenbrand bekam, war das unglaublich lustig und auch entspannend. Am Abend bin ich dann nochmal zu einer Feier im Cates Park gegangen, um mich noch von einigen Freunden zu verabschieden. Später an diesem Abend bin ich dann auch noch zu Logan und seinen Freunden gefahren, um mich von ihnen zu verabschieden, das war sehr traurig für mich das Logan und seine Freunde meine ersten Freunde in Kanada waren und mir bei wirklich viel geholfen haben. Aber ich habe allen versprochen, dass ich wieder komm!
Am nächsten Tag war es dann leider schon so weit, in der Früh packte ich meine Koffer noch zusammen und stellte mich schon darauf ein, dass dieser Lebensabschnitt nun bald sein Ende finden wird. Ben und Thiago kamen noch vorbei und verbrachten die letzten Stunden mit mir und um 11:30 brachen wir zum Flughafen auf. Der Abschied fiel mir schwerer als erwartet und hier und da kam auch eine kleine Träne zum Vorschein. Das Heimfliegen war natürlich durch Corona etwas komplizierter, da ich auch noch meinen Test besorgen musste, aber im Großen und Ganzen war der Heimflug sehr entspannt. Und als ich daheim ankam und meine Eltern wieder sah, war ich trotz der Trauer beim Abflug sehr froh wieder zu Hause zu sein und also ich dann von all meinen Freunden mit einer kleinen Feier überrascht wurde, merkte ich doch, dass ich sie alle vermisst habe.
Am Ende möchte ich noch ein paar kleine „Tips“ an alle geben die auch darüber nachdenken ein Auslandssemester zu machen. Wenn du noch darüber nachdenkst, mach es auf jeden Fall, es ist ein einzigartiges Erlebnis und du wirst den Spaß deines Lebens haben. Noch dazu kommt, dass du viele neue Freunde finden wirst, nicht nur in Kanada, sondern von überall. Natürlich ist es verständlich, wenn man am Anfang ein bisschen skeptisch ist, aber wenn du mal dort bist, wirst du nicht mehr nach Hause wollen!
Eine Sache, die für mich sehr wichtig war, waren meine Gastbrüder, durch sie habe ich viele neue Freunde kennengelernt und auch viel Sachen erlebt und gesehen, die ich ohne ihnen denke ich nicht erlebt hätte. Also empfehle ich um eine Familie mit Geschwistern zu bitten.
Und ein anderer Punkt ist, dass man nicht schüchtern sein kann, man muss auf die Leute zu gehen, vor allem in Kanada, wo Kinder eher zurückhaltend sind und nicht von allein aus ihrer Freundesgruppe herauskommen. Wenn man einmal ein Gespräch mit jemandem aufgebaut hat, merk man aber sofort, wie nett sie alle sind.
Ich hoffe mein Bericht konnte dir ein bisschen Lust auf ein Auslandssemester machen!