Hiii, ich bin Linny und ich war für fünf Monate auf Vancouver Island in Duncan, der Provinz British Columbia. Dort habe ich am “Cowichan Valley International Student Program” teilgenommen.
Ein ausschlaggebender Punkt, warum ich ein Auslandshalbjahr machen wollte, war, dass ich meine englischen Sprachkenntnisse verbessern wollte. Ich habe mich relativ spät dazu entschieden, dass ich ins Ausland gehen möchte und hatte deshalb nicht eine große Auswahl an Städten. Nachdem ich mir jedoch die verschiedenen Angebote angeschaut habe, wusste ich, dass ich definitiv nach Cowichan Valley möchte.
Ich habe direkt in Duncan gelebt und habe mich dort sehr wohl gefühlt, denn die Stadt nennt sich selber “City of Totem” und gibt dir auf jeden Fall ein Bild der “First Nation Culture”, was sehr interessant ist. Downtown gibt es eine Auswahl an verschiedenen Geschäften, wo für alle etwas dabei ist. Was mir sehr gut gefallen hat ist, dass man fast alles gut zu Fuß erreichen konnte, wie zum Beispiel Bushaltestellen, um den Bus nach Victoria zu nehmen. Zudem war die Atmosphäre sehr beruhigend und gemütlich!!
Meine Gastfamilie ist komplett englischsprachig, was mir von Anfang an bewusst war und ich habe auch eine englische Schule besucht. Später habe ich herausgefunden, dass meine Gastmutter schottische Wurzeln hat und mein Gastvater halb deutscher ist.
Ich hatte nicht wirklich Bedenken darüber, dass sie mich überhaupt nicht verstehen würden, da ich Englisch bereits seit 5 Jahren in der Schule lerne, es war eher die Aufregung wie sie von ihren Persönlichkeiten her sind und wie das Leben dort ist.
Außerdem hatte ich eine Gastschwester, die aus Japan kommt und meine Gasteltern schon kannte, da sie dort schon das vorherige Semester gelebt hat und deshalb mehr Erfahrungen als ich habe. Unsere einzige Art zu kommunizieren war deshalb auf Englisch, was ich für sehr gut und praktisch empfunden habe.
Mit meiner Gastfamilie und meiner Gastschwester kann ich mich sehr glücklich und zufrieden schätzen, da ich mich mit ihnen direkt gut verstanden habe und sie mich wie ein Teil ihrer Familie behandelt haben, obwohl ich meine Gastschwester erst vor Ort kennenglernt habe. Am Anfang war es etwas komisch in einer komplett fremden Familie zu leben und sich an das Leben und die Routinen anzupassen, doch ich habe mich recht schnell zurechtgefunden und die Beziehung zwischen meiner Gastfamilie und mir war relativ schnell sehr natürlich und vertraut. Besonders am Anfang waren und sind sie immer noch meine engsten Bezugspersonen, an die ich mich immer wenden konnte. Da meine Gastfamilie sehr Unternehmensfreudig war, habe ich viel Zeit mit ihnen verbracht. Sie haben uns zum Beispiel Orte in der Nähe gezeigt und diese mit einem kleinen Roadtrip verbunden oder sind mit uns schwimmen und ins Theater gegangen.
Ich war sehr gespannt und aufgeregt auf den ersten Schultag, aber die Freude hat definitiv die Nervosität überwogen. Ich habe mich ziemlich aufgehoben und sicher gefühlt, da ich wusste, dass meine Gastschwester da ist und ich sie immer erreichen könnte, wenn es ein Notfall geben würde. Da die Schule nicht weit von unserem zu Hause entfernt war, bin ich jeden Tag zu Fuß gelaufen.
Meine Gastmutter hat mich an unserem ersten Tag gefahren und meine Gastschwester hat mir am ersten Schultag eine kleine Tour in der Schule gegeben und hat mir gezeigt, in welchen Raum ich gehen muss. Ich hatte keinen “Locker“, da man diesen extra mieten musste. Meine Schultasche habe ich meistens in einem Klassenraum gelassen, wenn ich sie nicht mitnehmen wollte und dies hat auch immer gut funktioniert.
Das Schulsystem dort ist sehr anders und auch der Stundenplan hat eine andere Struktur. Die Schule ging von Montag bis Freitag und begann immer um 8:55 Uhr und endete um 15:15 Uhr. An meiner Schule konnte man insgesamt vier Fächer in English Language Arts; Social Studies; Languages; Sciences; Mathematics; Physical Education; Arts Education und Applied Design, Skills and Tech wählen. Zudem gab es noch Kurse, die spezifisch für fortgeschrittene Schüler waren. Ich hatte Physical and Health Education, Drama: Theatre Company, Composition und Photography. Die Kombination von meinen Fächern hat mir sehr gut gefallen, da sie sich gut ausbalanciert haben und man nicht die Möglichkeit hat, diese Fächer in Deutschland auszuprobieren. Im Gegensatz zu Deutschland gab es regelmäßig kleinere Tests und man musste öfters “Assignments“ einreichen. Mitte des Jahres und Ende des Jahres gab es dann noch große Prüfungen, nämlich die “Mid Terms“ und “Finals“.
Was ich schnell festgestellt habe, war, dass das Verhältnis zwischen Schülern und Lehrern viel freundschaftlicher und vertraulicher ist als in Deutschland. Dies ist in meinen Augen überraschend schön, da Schule somit viel angenehmer ist und die Schüler sich auch viel wohler fühlen, was die Atmosphäre deutlich verbessert. Nach dem Unterricht sind manche Schüler länger geblieben, um mit den Lehrern zu reden und sie haben auch über persönliche Anliegen oder Probleme gesprochen.
Da die Schule viele verschiedene Clubs anbietet und die meisten Coaches auch deine Lehrer sind, hat man außerhalb der Schule viel mit ihnen zu tun, was einem eigentlich immer die Möglichkeit gibt, mit jemandem kompetenten zu reden.
Im Februar habe ich mich mit meinen Freunden für den Badminton Club angemeldet. Es gab zwei Gruppen, da manche Schüler zusätzlich in das Badminton Team wollten, welches nur für “Competitive Players“ gedacht war. Ich habe es in das Team geschafft und hatte viermal die Woche Training. Zweimal in der Woche war es am Morgen, bevor die Schule überhaupt angefangen hat und zweimal war es nach der Schule. Dies hat mir die Möglichkeit gegeben, neue Leute kennenzulernen und Freundschaften zu schließen. Dadurch, dass wir so oft Training hatten, habe ich mich relativ schnell mit Leuten angefreundet, da wir viel Zeit zusammen verbracht haben. Außerdem haben wir auch an Tournaments teilgenommen und gegen andere Schulen gespielt, wodurch mir definitiv nicht langweilig war.

Teil vom Badminton-Team
Ich kann euch wirklich ans Herz legen, neue Dinge auszuprobieren, auch wenn man überhaupt keine Erfahrung hat, da ihr in Clubs nicht nur als einzelne Person Herausforderungen meistert und über euch hinauswachst, sondern auch als Team eine zweite “Familie” habt, auf die ihr immer zählen könnt. Im Februar war es immer noch ziemlich kalt und teilweise hat es am Tag so sehr geschneit, dass wir einmal einen “Snow Day” hatten und somit gemütlich Zeit zu Hause verbringen konnten. Natürlich konnte man andere Dinge machen wie Schlittschuh laufen gehen oder eine Wanderung zu den Stoney Hills machen. Zu dieser Zeit gibt es sehr schöne rosafarbene Sonnenuntergänge, die man gut beobachten kann.
Zudem war ich an einem Tag auf einem Ski Trip, den das “Cowichan Valley International Student Program” organisiert hat. Ich bin zuvor noch nie Ski gefahren und hatte deshalb etwas Angst, doch nach einer Stunde Skiunterricht habe ich mich sicherer und wohler auf dem glatten Eis gefühlt.
Im März konnte man sich für einen Vier- Tage Trip in die Rocky Mountains anmelden, inklusive Hotelübernachtungen, einem lustigen Reiseleiter, Snow-tubing und ice-skating in Vernon, einer Gondelfahrt in Banff und Gemeinschaftsspielen!! Dies war definitiv eines meiner Highlights in Kanada, da man in weniger Zeit so viele verschiedene Orte gesehen hat und schöne Erlebnisse mit seinen Freunden erlebt hat, die einen noch enger zusammenbringen.
Ab April wurde es deutlich wärmer und die Frühlingssaison hat angefangen. Ich muss sagen, dass ich im April so richtig angekommen bin und dort das Leben sich normal angefühlt hat, als wäre ich dort schon länger als nur zwei Monate. Nach der Schule habe ich oft etwas mit meinen Freunden gemacht, wie zum Beispiel ein Picknick im Park, outdoor Volleyball, zusammen einen Film schauen, bowlen gehen und am Samstag den Bus nach Victoria nehmen. Die Zeit verging wie im Flug, doch jeder Moment war genießbar und unvergesslich. Mit meiner Freundin Marie, die ich durch diese Organisation isec kennengelernt habe, war ich außerdem noch in Tofino für ein Wochenende. Gemeinsam mit ihrer Gastfamilie haben wir die Gegend erkundet und verschiedene Fossilien an Stränden beobachtet.

Mount Prevost
Mit meinen Gasteltern war ich ab Mai, wo das Wetter sehr sommerlich war, bei Maple Bay, wo sie mit uns ihre Kayaks ausprobiert haben und schwimmen gegangen sind. Dies ist auf jeden Fall ein nicht so geheimer Geheimtipp, denn das Wasser ist sehr erfrischend, nicht stark besucht und die Aussicht beim Schwimmen ist fantastisch. Ich kann auf jeden Fall auch empfehlen, eine Wanderung zu Mount Prevost zu unternehmen. Man kann bis zu einer bestimmten Stelle mit dem Auto fahren und die Wanderung ist auf jeden Fall die Aussicht Wert, da man eine “Birds Eye View” bekommt, die sehr faszinierend ist.
Ein weiter Ort, den mein Gastvater mir gezeigt hat, ist Port Renfrew. Dort sind wir ungefähr 1,5 Stunden mit dem Auto hingefahren, doch vor Ort gibt es verschiedene Strände, die sehr schön sind und bei der Hinfahrt kommt man zum Beispiel an “Canada’s Gnarliest Tree” vorbei und die Sehenswürdigkeiten dort sind sehr ausgefallen und abwechslungsreich.

Chinatown in Victoria
Ich hätte niemals gedacht, dass man in fünf Monaten so viel erleben und sich weiterentwickeln kann und sich gemeinsam Herausforderungen stellt, an die ich mich für immer erinnern werde und wofür ich immer dankbar sein werde; doch noch glücklicher macht es mich, dass ich in fünf Monaten so viele neue Leute kennengelernt habe, die ich sehr ins Herz geschlossen habe.
Diese Erfahrung war eine der besten Zeiten in meinem Leben und ich bin so froh, dass ich in dieses multikulturelle Land von einer ganz anderen Seite kennenlernen durfte, immer von lebensfrohen und hilfsbereiten Menschen umgeben war und einfach ich sein konnte, ein damals 15-jähriges Mädchen, was sich ein neues Leben, ein zweites zu Hause auf der anderen Seite der Welt aufgebaut hat. Ich würde auf jeden Fall nochmal ein Auslandsjahr machen und kann es wirklich nur weiterempfehlen, diesen Schritt zu gehen.